
„Das will ich alleine machen!“ Mein vierjähriger Neffe schaut mich entschlossen an, das Kindermesser in der einen, das Nutella-Glas in der anderen Hand. Ich verkneife mir ein „Aber..!“ und schiebe die Bilder vom möglichen Schokoladen-Massaker in meinem Kopf beseite. Soll er es ruhig versuchen. Was kann schon passieren, das man mit Wasser und Seife nicht wieder hinbekommen kann.
Stattdessen genieße ich den Moment, beobachte fasziniert, wie ein riesiger Schokoladen-Klecks auf dem Brot landet. Feinmotorik, an die vor einem halben Jahr noch nicht zu denken war. „Kannst du bitte das Glas zumachen?“ Mein Pädagogen-Herz freut sich über einen wohlformulierten Sechs-Wort-Satz. Ich erwische mich bei einem „Wie groß er geworden ist“-Gedanken. Und bei einem „In zwei Jahren ist schon Einschulung“-Seufzer. Dann wird er, wie viele Kinder an diesem Wochenende, stolz und ängstlich, fröhlich und neugierig, mit einer großen Zuckertüte an der Schule stehen und für Fotos posieren. Und wir Erwachsenen werden, stolz und ängstlich, fröhlich und neugierig, Fotos machen, und versuchen den Moment festzuhalten. Plötzlich sind die Kleinen schon groß und gehen ganz neue Wege – auch schon ohne die Eltern.
Und neben meinem Tanten-Ich und meinem Pädagogen-Ich meldet sich mein Christ-Ich und erinnert mich an den kleinen David, der gerufen wird, während er vergleichsweise unbeschwert auf einer Wiese sitzt und Schafe hütet. Der gerufen wird, um König zu werden für Gottes erwähltes Volk. Der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ahnen kann, was Gott noch mit ihm vorhat. Der kleine David, der unter seinen Brüdern weder der Größte, noch der Stärkste, und vielleicht auch nicht der Klügste ist in diesem Moment. Gott aber sieht das Herz an. Gott weiß, was für Talente in uns schlummern, und zu was wir fähig sind. Er kennt unsere Wege. Wir müssen uns nur zutrauen, diese Wege mit Ihm zusammen zu gehen.
Immer wieder wird David Gott später loben und Ihm danken: Herr, du bist mein Schild und mein Schutz. Mit dir überspringe ich Mauern. Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Du machst meine Dunkelheit hell. Ich möchte auch so sprechen können, ganz frei heraus, und im Alltag Menschen von Gottes Zuwendung erzählen. Meinem Neffen, meinen Nachbarn, Fremden, und auch mir selbst: „Hab keine Angst. Gott begleitet dich, wohin du auch gehst. Mit ihm überspringst du Mauern. Er ist dein Schild und dein Licht.“ Mein Neffe wird das noch oft hören. Und vielleicht haben auch Sie jemanden, dem Sie heute so eine gute Nachricht mitgeben möchten. Und sei es Ihnen selbst.
-Ihre Ulrike Peter, Gemeindepädagogin.