
Man kann nicht durch Aschersleben gehen, ohne ihnen zu begegnen – den kleinen, in den Boden eingelassenen Täfelchen aus Messing. Gerade im Alltagstrott fallen sie ins Auge, wenn wir, mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt, den Blick gesenkt, durch die Straßen eilen. Viele gehen dann einfach weiter, aber manche erinnern sich, sie wissen Bescheid. So ab heute auch die Kinder der Montessori-Grundschule und der Evangelischen Grundschule Aschersleben, die im Rahmen der jüdischen Kulturtage an einer Stolpersteinführung durch Pfarrerin Anne Bremer teilgenommen haben.

Aber warum eigentlich „Stolpersteine“? Wenn wir stolpern, dann waren wir kurz unaufmerksam, haben kurz die Füße schleifen lassen. Wir geraten aus dem Gleichgewicht, stürzen vielleicht sogar. Das ist unangenehm. Aber es ist wichtig, um wieder aufmerksamer zu gehen. Das gilt für die Straße genauso wie für das Leben. Die Stolpersteine sind unangenehm, weil sie uns an eine schreckliche Zeit, an schreckliche Verbrechen erinnern; an Menschen, die lebten, und dann aus diesem Leben gerissen wurden; an unsere deutsche Geschichte. Aber sie helfen uns, wieder aufmerksamer durch den Alltag zu gehen. Sie erinnern uns daran, (Körper-)Haltung zu zeigen, aufrecht zu stehen gegen Hass und Hetze, gegen Parolen und Menschenfeindlichkeit.
Machen Sie es doch ruhig auch wie die Kinder der Grundschulen, und halten sie an dem einen oder anderen Stolperstein inne. Reiben Sie ruhig ein bisschen mit dem Fuß über den Stein, um das Messing strahlen zu lassen. Lesen Sie die Namen. Nehmen Sie Anteil. Vor allem aber: Erinnern Sie. Gegen das Vergessen.