XXL-Familien-Gottesdienst zur Passionszeit: Was geht – und was bleibt.

Passionszeit – Was für eine komische Zeit. Überall sehen wir schon die Osterdeko zum Verkauf. Die Tage werden länger und heller und wärmer. Gleichzeitig ist gerade für viele Christen und Christinnen Fastenzeit – also eine Zeit des Verzichtens. In der Kirche fängt nämlich die Osterzeit tatsächlich erst mit Ostern an. Vorher wollen wir ruhig werden und uns noch einmal bewusst machen, worauf genau wir uns an Ostern freuen dürfen. Und so, wie wir uns besonders über die Wärme im Frühling freuen, nachdem der Winter kalt und grau war, so freuen wir uns an Ostern mit fröhlichen Liedern und bunten Ostereiern, nachdem wir in der Passionszeit ernst und still waren. Aber warum ist das so? Wir wollen heute im Online-Gottesdienst Jesus begleiten auf seinem Weg hin zum Karfreitag, hin zum Kreuz, und schauen: Was geht – und was bleibt? Und das tun wir wie immer

im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes, Amen.

Wenn ihr es noch nicht getan habt, zündet eine Kerze an und macht es euch bequem. Da die Passionszeit eine stille Zeit ist, lasst uns ein wunderschönes, ruhiges Lied aus Taizé miteinander singen: Ubi caritas. Wie immer gelangt ihr mit einem Klick auf den Namen des Liedes zu einem Youtube-Video, das zum Mitsingen einlädt.

„Ubi caritas et amor, ubi caritas, deo ibi est“ ist übrigens Latein und bedeutet: Wo die Liebe ist, und das Mitgefühl (auch: „Nächstenliebe“), da wohnt Gott.

Egal welchen Weg Jesus geht, er weiß, Gott ist da. Auch wenn er Angst hat, oder sich verraten fühlt. Und auch wir sind nicht allein, selbst wenn wir in der letzten Zeit oft einsam waren, und liebe Menschen nicht so oft sehen konnten, wie wir es gewollt hätten. Wenn wir gleich in unsere Geschichte eintauchen, wollen wir das nicht vergessen:

„Gott ist stärker.“
„Gott ist bei mir.“

Gott ist stärker. („Stark“-Geste mit den Armen)
Gott ist bei mir. (Hände über dem Herzen verschränken).
Lasst es uns im Psalm immer wieder gemeinsam sprechen! (Und den übrigen Text liest jemand vor.)

Der Herr ist mein Licht und mein Heil,
vor wem sollte ich mich fürchten?
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Jesus musste den Kreuzweg gehen.
Er hat Angst erlebt, und Schmerzen.
Er hat sein Kreuz auf sich genommen,
denn er wusste:
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Jesus musste seinen Weg alleine gehen.
Seine Freunde konnten ihm nicht helfen.
Er hat gespürt, dass er nicht alleine ist.
Er wusste:
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Wenn wir Angst haben,
wenn wir uns bedroht und eingeengt fühlen,
wenn wir allein sind, und keiner zu uns hält,
dann dürfen auch wir wissen:
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Es ist gut, dass Gott immer bei uns ist.
Wir dürfen immer zu ihm kommen,
mit unserem Kummer und unseren Sorgen.
Wir wissen:
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Darum hoffen wir auf Gott.
Weil er stark ist, sind auch wir stark.
Weil er uns Halt gibt, haben wir festen Mut.
Wir wissen:
Gott ist stärker. Gott ist bei mir.
Amen.

Unsere erste Station
bringt uns in den Jerusalemer Tempel. Nachdem Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingezogen war, und viele Menschen ihn begrüßt und ihm zugejubelt hatten, sucht Jesus im Tempel Ruhe um zu beten und um den Menschen von Gott zu erzählen. Was er da sieht, macht ihn erstmal sprachlos. Von wegen Ruhe! Überall stehen Händler an ihren Tischen, wechseln Geld, verkaufen Opfergaben, rufen und feilschen. Das macht Jesus unglaublich wütend. Er stürmt durch den Tempel und wirft die Tische um, dass die Münzen nur so fliegen! „Gottes Haus ist ein Haus des Gebets, keine Räuberhöhle!“, ruft er. Die Verkäufer jagt er hinaus. In den nächsten Tagen kommt Jesus immer wieder in den Tempel. Er erzählt in Gleichnissen, wie wir uns Gott vorstellen können. Er beantwortet schwierige Fragen mit scheinbar leichten Antworten. Die Menschen wollen sich diese Antworten merken.

Einerseits: Wenn wir auf diese Geschichten zurückblicken, finden wir es vielleicht schade, dass Jesus das heute nicht mehr macht: Die bestrafen, die etwas falsch machen. Oder uns direkt Antworten auf unsere schwierigen Fragen geben. Er ist nicht mehr so da, wie er es damals war. In der Passionszeit geht es eben auch darum: Abschied nehmen von früher.

Andererseits: Zum Glück haben die Menschen damals vieles aufgeschrieben, was sie wichtig fanden. So haben wir auch heute noch viele Gleichnisse, Antworten und Gebete von Jesus, die wir in der Bibel nachlesen können. Zum Beispiel das bekannteste Gebet der Christinnen und Christen weltweit: das Vaterunser. Das bleibt, und noch mehr.

Lasst uns dieses Gebet gemeinsam sprechen. Ihr könnt dazu gerne die Bewegungen nachmachen, die ich euch im Video zeige:

In unserer zweiten Station
setzen wie uns mit Jesus an einen Tisch. Er hat seine 12 engsten Freunde eingeladen, mit ihm zusammen das jüdische Passahfest zu feiern – denn sie sind seine Familie. In einer Familie vertraut man sich. Wir hoffen, dass wir in unserer Familie geborgen und sicher sind. Hier dürfen wir so sein, wie wir eben sind. Wir werden geliebt. Aber Jesus weiß, unter seinen Freunden ist einer, der ihn verraten wird. Vielleicht hat es Judas nur gut gemeint. Vielleicht war es aber auch notwendig, dass Jesus verraten, gefangen genommen, und schließlich gekreuzigt wurde. Jesus selbst wusste schon, dass genau das Gottes Plan für ihn war. Angst hatte er trotzdem. Und geschmerzt hat der Verrat trotzdem. Und als die anderen Jünger ihm nicht helfen konnten, da fühlte sich Jesus trotzdem verlassen. In diesem Moment war Jesus so menschlich wie noch nie – als es ihn am schlimmsten traf. Aber er erinnerte sich: „Gott ist stärker. Gott ist da.“

Einerseits: Wenn ich das höre, werde ich ganz traurig. Selbst Jesus, der in seinem Leben versucht hat, alles richtig zu machen – selbst der trifft auf Menschen, die ihm Böses wünschen. Judas verrät ihn an die Römer. Die verspotten und verletzten ihn. Das Gericht verurteilt ihn zum Tode. Selbst die Menschen, die ihm vor Kurzem noch zugejubelt haben, wenden sich von ihm ab. Und ich kann nichts tun.

Andererseits: Jesus hat sich mit den Menschen an einen Tisch gesetzt. Er hat uns zu seiner Familie ernannt. Er selbst hat uns versichert: Wenn ihr gemeinsam Abendmahl feiert, dann bin ich da. Ihr gehört zu mir, ihr gehört zu Gott. Was das für ein schönes Gefühl ist! In der Gemeinde habe ich eine zweite Familie – wir sind für einander da. Selbst wenn Menschen gemein zu mir sind, oder unehrlich, oder mich verletzen. Dank Jesus bin ich nie allein!

„Wir gehören zusammen!“ – Mit Klick auf das Bild könnt ihr es herunterladen und ausmalen, wenn ihr möchtet.

Die dritte und letzte Station
liegt noch vor uns. Es ist die Geschichte der Passionszeit, die am schwersten zu erzählen ist. Sie ist mit Schmerz und Trauer verbunden. Aber sie ist auch wichtig. Es ist die Geschichte vom Kreuz. Zur Zeit Jesus werden so Verbrecher mit dem Tod bestraft. In den Evangelien steht deshalb auch, dass links und rechts von Jesus zwei (echte) Verbrecher gekreuzigt wurden. Jesus ist mitten unter ihnen. In den Augen der Menschen ist er ein Verbrecher. Was hat er getan? Ein Schild am Kreuz verrät es: „Jesus aus Nazareth – König der Juden“, spottet es. Und auch die Menschen, die vorbeigehen rufen nur Böses: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann hilf dir doch selber!“ „Steig doch herunter vom Kreuz, wenn du kannst!“ „Anderen konntest du helfen, aber dir selber wohl nicht?“ „Wieso hilft Gott dir nicht, wenn du sein Sohn bist?“
Da wird es plötzlich dunkel im ganzen Land. Ja, dunkel für die ganze Menschheit, als Jesus aufschreit und stirbt. Im Tempel zerreißt der Vorhang, der das Heilige vom Menschlichen trennt. Die Erde bebt, die Felsen zerspringen, als würde Gott laut schreien vor Schmerz über seinen Sohn. Jede Hoffnung ist verloren. Oder?

Einerseits: Jesus ist tot. Er ist gestorben, wie ein Mensch. Er hat gelitten, wie ein Mensch. Gott hat ihn nicht vor dem Tod bewahrt. Das wünschen wir uns ja auch oft: Dass Gott den Tod verhindert. Dass die Menschen, die wir lieben, lange leben. Aber Gott verhindert den Tod nicht. Das Kreuz erinnert uns daran. Wir Menschen leben nicht ewig. Deshalb finden wir das Kreuz als Symbol auf Grabsteinen und in Traueranzeigen.

Andererseits: Wir wissen mehr. Wir wissen, wie es weitergeht. Wir glauben daran, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Deshalb enden die Evangelien auch nicht mit dieser Geschichte vom Kreuz. Es geht weiter – mit Jesus, mit Gott, mit uns. Deshalb ist der Tod Jesu aber nicht wegradiert. Er ist wichtig, weil Gott so zeigen kann, dass er selbst vor dem Tod nicht zurückschreckt. Gott ist auch da, wenn wir leiden, sterben, trauern. Er verlässt uns nicht. Auch wenn es uns manchmal so vorkommt. Auch wenn wir manchmal feststecken zwischen Karfreitag und Ostersonntag, und uns die Zeit des Leidens endlos vorkommt. Gott harrt mit uns aus. Auch dafür steht das Kreuz: Kein Schmerz, keine Trauer, nicht einmal der Tod kann mich von Gott trennen.

In der Dunkelheit des Todes strahlt Gottes Licht uns ins Gesicht. Er ist unsere Hoffnung, wenn alles hoffnungslos erscheint. Wenn wir auf ihn vertrauen, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wir können das Dunkle aushalten, das Traurige, die Passionszeiten unseres Lebens. Lasst uns deshalb gemeinsam singen: „Meine Hoffnung und meine Freude“

Die Passionszeit ist eine Zeit des Abschieds. Jesus geht. So, wie die Menschen damals ihn erlebt haben, können wir das heute nicht mehr. Und trotzdem: So viel bleibt. Zum Abschluss unseres Familien-Gottesdienstes wollen wir uns genau daran erinnern:

Jesus geht – aber seine Antworten, Geschichten, Gleichnisse und Gebete bleiben in der Bibel aufgeschrieben.
Jesus geht – aber wir bleiben mit ihm verbunden als weltweite, große Familie. Das können wir feiern, im Gottesdienst und Abendmahl, in der Taufe, und durch die Nächstenliebe.
Jesus geht – aber er geht nicht für immer. Er verspricht uns, dass er bei uns bleibt, bis ans Ende der Welt.

Zum Abschluss wollen wir uns gegenseitig segnen. Das funktioniert gut mit Handcreme oder Körperöl, wenn ihr das da habt. Ansonsten geht es auch mit Wasser, oder ganz „ohne alles“. Ihr nehmt die Hand eures Kindes, eures Bruder, eurer Schwester, eurer Mutter, Vater, Oma, Opa, oder wer da ist in eure Hand. Wenn ihr alleine seid, dann haltet eure eine Hand einfach vor euch hin. Jetzt nehmt ihr den Zeigefinger eurer anderen Hand und zeichnet eurem Gegenüber ein Kreuz in die Handfläche. Nicht als Zeichen des Sterbens, sondern als Zeichen des Lebens, als Segenszeichen. Ihr könnt dabei zum Beispiel sagen:
„Gott ist bei dir. Er segne dich im Dunklen und Hellen, im Lachen und Weinen. Jeden Weg geht er mit. Amen.“

Unser Familien-Gottesdienst ist vorbei. Aber eine Idee möchte ich euch noch mit auf den Weg geben.
Ihr braucht:
– einen großen Teller oder einen Blumenkasten, oder ein anderes offenes Gefäß
– kleine Steine vom letzten Spaziergang
– Kresse- oder andere Kräutersamen
– Erde
– Wasser
Ungefähr eine Woche vor Ostern (also um Palmsonntag herum), verteilt ihr die Erde in eurem Gefäß. Legt mit den Steinen den Umriss eines Kreuzes auf die Erde. Innerhalb des Kreuzes sät ihr die Samen aus, und befeuchtet sie mit Wasser. Erstmal sieht das alles ziemlich tot aus. Aber um Ostern herum werden die Samen zu neuem Leben erwacht sein! Und so ein Oster-Ei-Brot mit Kresse ist absolut köstlich 😉 Viel Freude damit.

Bis zum nächsten Mal! – eure Ulrike


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