„Ströme lebendigen Wassers“ – Gedanken zum Sonntag Exaudi

Am letzten Tag, dem Höhepunkt des Festes, trat Jesus vor die Menschenmenge und rief laut: »Wer Durst hat, soll zu mir kommen. Und es soll trinken, wer an mich glaubt. So sagt es die Heilige Schrift: ›Ströme von lebendigem Wasser werden aus seinem Inneren fließen.‹« Jesus bezog dies auf den Heiligen Geist. Den sollten die erhalten, die zum Glauben an ihn gekommen waren. Denn der Heilige Geist war noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in seiner Herrlichkeit sichtbar war. (Johannes 7,37-39 in der Übersetzung der Basisbibel)

Liebe Gemeinde,
am Montag war es so heiß, dass ich mir eine Flasche mit sprudelndem Mineralwasser in den Kühlschrank stellte. Als ich nach zwei Stunden das kalte Wasser in mein Glas goss, sah ich, dass da ganz schön viel passiert. Und schon hatte ich den Predigttext wieder im Ohr: „Ströme von lebendigem Wasser…“
Wasser tut ja auch Einiges:
Wasser fließt.
Wasser kühlt.
Wasser setzt sich am Glasrand ab.
Wasser hinterlässt einen Ring auf der Tischplatte.
Wasser erfrischt uns.
Wasser reinigt.
Mein Mineralwasser zischt regelrecht.
Ja, Wasser klingt.

Wasser ist ein sehr lebendiger Begleiter. Unser Körper besteht zu über zwei Dritteln aus Wasser. Wasser transportiert. Bis in die letzte Zelle unseres Körpers wird vor allem durch Wasser genau das genau dorthin gebracht, was genau dort an dieser Stelle gebraucht wird. Faszinierend! Ohne Wasser (und damit meine ich ausreichend Wasser) drohen uns Thrombosen, Schlaganfälle, Infarkte aber auch Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Inspirationslosigkeit (Ja, Geistlosigkeit!) und fahle Haut (Wer will denn so etwas bitteschön?). Wasser hilft uns, unsere Körpertemperatur zu regulieren. Ohne Wasser kann ein Mensch nur wenige Tage überleben.

Und Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, aus dem werden Ströme von lebendigem Wasser aus seinem Inneren fließen!“ Wie können wir lebendiges Wasser sein? Für uns? Für die, die wir lieben und die anderen Menschen, mit denen wir zusammen leben, in unserer Stadt, in unseren Dörfern aber auch auf diesem Planeten? Wasser für Andere zu sein, ist nicht nur Privileg, sondern auch eine Aufgabe und manchmal eine anstrengende Aufgabe. Das verlangt uns Respekt ab, viel Demut und manchmal auch Verzicht. Die Einsicht, dass wir genug haben. Die Einsicht, dass wir nicht zwingend noch mehr von etwas brauchen, sondern dass es besser ist, wenn alle etwas davon haben. Es verlangt von uns ab, dass wir gönnen können, und von anderen Menschen nicht viel mehr abverlangen, als wir selbst bereit sind, zu tun (oder eben zu verzichten).

Dieser Sonntag steht am Ende eines langen Wochenendes und wieder ist es ein Wochenende wie jedes andere Wochenende auch – weder gibt es ausgelassene Wanderungen mit Getränken mit niedrigerem Wassergehalt, noch gab es besondere Gottesdienste mit ausgelassenem Gesang, der die Seele erfrischt und reine Gedanken in den Kopf bringt… Das auszuhalten und sich ruhig in Geduld zu üben, ist nicht leicht. Dass es leicht ist, anderen Menschen Wasser zu reichen (vielleicht auch manchmal das (!) Wasser) hat auch niemand behauptet.

Wasser gab es schon lange, lange vor uns Menschen und Wasser wird uns Menschen noch lange Zeit überleben. „Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ ist der zweite Satz der Bibel. Ja, man kann in diesem Satz fast lesen, es gibt Wasser, so lange es die Erde gibt. Da werden mir Geologen (vermutlich auch aus gutem Grund) widersprechen aber ich lese Folgendes: Gott und Wasser gehören zusammen. Untrennbar. Und wer das weiß, der kann auch mal zurücktreten; ein Mensch, der weiß, dass er zu Gott gehört, der mag auch weiterhin manchmal zischen, aber er erfrischt auch; er hinterlässt etwas Bleibendes, auch wenn er weg ist, ein solcher Mensch reicht das Wasser ganz ohne jemandem unbedingt das Wasser reichen zu wollen.

Gott segne Sie!
Ihre Johanna Bernstengel.


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